Innovationen sind in ihrem Ergebnis etwas „Neuartiges“, sie unterscheiden sich merklich vom vorangegangenen Zustand. Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Hauschildt, einer der Pioniere auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung, meint, es genügt nicht, eine Idee hervorzubringen – erst Verkauf und/oder Nutzung unterscheidet eine Innovation von der Erfindung.
Ohne Innovation und Weiterentwicklung wird auch das stärkste Unternehmen irgendwann abgehängt. Doch wie schaffen etablierte Firmen die nötigen Voraussetzungen für Innovation, um wirklich neue und bessere Produkte zu entwickeln?
Innovative Produkte erzeugen Wachstum und letztlich mehr Gewinn, trotzdem gibt es Herausforderungen, die die Unternehmen bewältigen müssen:
1. Ressourcen sind knapp. Mit den vorhandenen Ressourcen kann nicht genug entwickelt werden. Mehr Mittel werden von der Forschungs- & Entwicklungsabteilung erbeten, die Finanzabteilung kann keine weiteren Belastungen aufnehmen.
2. Kosten für Ressourcen in der Forschungs- & Entwicklungsabteilung sind hoch, da es sich um äußerst gebildete und fähige Wissenschaftler/Ingenieure handelt, die Probleme in Lösungen und kommerziell realisierbare Produkte verwandeln. Hinzu kommen Kosten für Maschinen und Apparate, welche von den Ressourcen in Forschung & Entwicklung eingesetzt werden.
3. Es vergeht viel Zeit zwischen einer Idee für die Entwicklung eines Produkts bis zur erfolgreichen Einführung am Markt. Umso länger die Entwicklungsphase dauert, desto größer die Gefahr, dass ein Wettbewerber die Entwicklung zuerst auf den Markt bringt, was Verlust am Marktanteil und Ertrag mit sich bringt. Außerdem steigen mit der Länge der Entwicklungsdauer die Kosten und es wird zunehmend schwieriger ein Projekt anzuhalten, selbst wenn es nicht vorankommt.
4. Jede Innovation bringt Risiken mit sich: Viele Entwicklungsprojekte werden nicht zu Ende geführt. Andere kommen am Markt nicht an und verkaufen sich nicht. Die wenigen Projekte, die erfolgreich sind, müssen die Verluste der nicht erfolgreichen Innovationen kompensieren.
5. Innovationsprojekte lassen sich schlecht planen, sie sind unzuverlässig und es gibt Verzögerungen. Sicherheitspuffer werden eingeplant, um die Projekte zuverlässiger zu machen.
6. Führungskräfte beschweren sich, dass das Unternehmen zu wenig kreative Marktideen erzeugt. Könnte es sein, dass durch zu viel Fokus auf Risikomanagement und den hohen Kosten für Misserfolge Kreativität gedämpft wird? Die kreativsten Ideen bringen oft enorme Veränderungen zu etwas bereits Bestehendem mit sich oder sind komplette Neuerungen, daher sind sie risikoreicher als kleinere oder schrittweise Neuerungen, die sicherer zu sein scheinen.
Können wir einen wirksamen und besseren Prozess entwickeln, um mit diesen Herausforderungen umzugehen? Hierbei ist es wichtig, die Geschwindigkeit, Erfolgswirksamkeit und Zuverlässigkeit von Innovationsprojekten zu adressieren. Dazu stellen wir uns die Frage, welche Einschränkungen müssen von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen überwunden werden?
Die Anzahl von Misserfolgen am Markt reduzieren
Um ausreichende Mittel und gute Ressourcen zu beschaffen, muss eine Organisation einen stetigen und hohen Durchsatz von erfolgreichen Projekten haben. Verschiedene Leistungskennzahlen zeigen an, ob das Ziel erreicht wird (Anzahl von erfolgreichen Innovationen gemessen an Umsatz oder Durchsatz innerhalb eines Zeitraums; Verhältnis zwischen Erfolgen/Misserfolgen am Markt; Pünktliche Markteinführung besonders bei saisonabhängigen Innovationen etc.).
Die 6 Technologiefragen von Dr. Eliyahu Goldratt sind ein sehr gutes Instrument, um herauszufinden, wie Unternehmen bestehende Begrenzungen und Einschränkungen erkennen und auflösen können und dadurch Misserfolge am Markt reduzieren.
Das folgende Ursachen-Wirkungsdiagramm zeigt den logischen Zusammenhang zwischen der Absicht, eine Innovationsidee zu verfolgen und den daraus möglicherweise resultierenden positiven und negativen Ergebnissen. Dieses analytische Denkwerkzeug hilft dem Innovator sowie der Unternehmensführung zu bestimmen, ob eine Idee verfolgt werden sollte. Es wird von unten nach oben wie folgt gelesen: „Wenn Einheit 1 und Einheit 2 dann Einheit 3 usw.“
Mit Ausführung der ersten sechs Schritte im obigem Ursachen- und Wirkungsdiagramm wird ein Dokument erstellt, das nicht nur die Vorteile der Innovation beschreibt, sondern auch die Einschränkungen, die dadurch aufgelöst werden. Zudem definiert es, warum und wie die Einschränkung aufgelöst wird – eine Analyse, die viel standhafter ist als lediglich eine Innovations-Idee. Durch die Handlung im 7. Schritt werden die Ursachen und Wirkungen der möglichen negativen Effekte betrachtet und es entsteht eine ausgewogene Sicht der Vor- und Nachteile der Innovation. Zu diesem Zeitpunkt und auf dieser Basis kann eine Entscheidung getroffen werden: Welche Innovationsprojekte werden verwirklicht und priorisiert (11) oder welche Ideen werden verworfen (12).
Den Zeitraum bis zur Fertigstellung von Innovationsprojekten verkürzen
Die Fünf-Fokus-Schritte sind ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung.1. Dabei wird der Engpass identifiziert und entschieden, wie der Engpass ausgenutzt wird.
2. Es wird entschieden, wie der Engpass optimal ausgenutzt werden soll.
3. Alle anderen Entscheidungen werden dem Engpass untergeordnet.
4. Im vierten Schritt wird der Engpass erweitert.
5. Die Schritte werden wiederholt, sofern der Engpass sich verschoben hat.
Viele andere Ansätze der ständigen Verbesserung fordern, dass alles im Unternehmen ständig verbessert werden muss. Der Verbesserungsansatz der Theory of Constraints dagegen fokussiert die Aufmerksamkeit und Energie auf einen Punkt: den Punkt der größtmöglichen Einflussnahme, den Engpass des Systems.
Was können Sie noch tun, um mehr Innovationsprojekte in kürzerer Zeit umzusetzen?
- WIP (Work In Process) reduzierenFull-Kit sicherstellen, d.h. alles ist vorhanden, was zur Erledigung der Aufgabe mit höchster Priorität benötigt wird, davor wird die Aufgabe nicht begonnen.
- Arbeitsregeln schaffen, die schädliches Multitasking verhindern
- Dünne Ressourcenverteilung vermeiden.
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Weitere Artikel zum Thema Multitasking und Ressourcenmanagement finden Sie hier:
http://uwetecht.de/tag/multitasking/
http://uwetecht.de/die-7-todsuenden-im-multiprojektmanagement-1-kampf-um-ressourcen/
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http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Hauschildt