Im ersten Teil dieser Blogserie haben Sie erfahren, warum man das ursächliche fehlerhafte Paradigma anpassen muss, um Fehler nachhaltig zu beseitigen. Im zweiten Teil habe ich die Identifizierung des fehlerhaften Paradigmas detailliert aufgezeigt. Im letzten Teil dieser Blogserie werde ich nun erklären, welche zwei Fehler Sie unbedingt vermeiden müssen, damit Ihr Unternehmen die richtige Lektion lernt.
Fehler Nr. 1: Das neue Paradigma ungeprüft übernehmen.
Wenn Sie das neue Paradigma ungeprüft übernehmen, kann das fatale Auswirkungen für Ihr Unternehmen haben. Deshalb empfiehlt Eli in dem 5. Schritt seines Lernprozesses, alle Auswirkungen des neuen bzw. angepassten Paradigmas zu beachten und eventuell neue Verfahren zu entwickeln.
Elis Lernprozess:
5. Schritt: Beachte die Auswirkungen des neuen bzw. angepasstem Paradigmas
Bei der Formulierung des Paradigmas müssen alle praktischen Auswirkungen -positive aber insbesondere negative- der Änderung des Paradigmas berücksichtigt werden. Der Zukunftsbaum (FRT) eignet sich hervorragend zur Überprüfung der Auswirkungen. Hierfür wird ein Zukunftsbaum basierend auf dem Paradigmawechsel erstellt. Wie in allen Zukunftsbäumen sollten die potenziellen negativen Zweige jeder Prozessänderung verbalisiert und beseitigt werden. Oftmals ist die Detaildichte so groß, dass es Sinn macht, weitere Teams damit zu beauftragen, die vollständigen detaillierten Konsequenzen zu ermitteln.
6. Schritt: Entwickle die neuen Verfahren, die sich aus dem angepassten bzw. neuem Paradigma ergeben
Es kann sein, dass eventuell viele bestehende Verfahren entsprechend angepasst werden müssen. Manchmal eröffnen sich neue Möglichkeiten durch das neue Verständnis des Paradigmas.
Wenn Sie beide Schritte beachten, werden Sie erfolgreich Fehler Nr. 1 vermeiden. Viele Unternehmen beenden an dieser Stelle den Lernprozess und schöpfen dadurch nicht das volle Lernpotenzial aus und begehen Fehler Nr.2.
Fehler Nr. 2: Die Lessons Learned nicht mit Anderen teilen.
Um eine positive Fehlerkultur im Unternehmen zu entwickeln, sollte die Lessons Learned mit allen Mitarbeitern geteilt werden. Deshalb empfiehlt Eli im letzten Schritt seines Lernprozesses, die Lektion zu dokumentieren.
7. Schritt: Dokumentieren Sie die Lessons Learned aus dem spezifischen Ereignis
Nachdem das Team die Lektion aus dem unerwarteten Ereignis gelernt hat, sollte die Lektion mit anderen Mitarbeitern geteilt werden. In manchen Fällen bietet es sich sogar an, die erzielten Erkenntnisse mit anderen Organisationen zu teilen.
Ziel ist es, dass nicht nur die Mitarbeiter, die an dem Ereignis selbst oder an dessen Analyse beteiligt waren und die Lektion abgeleitet haben, diese Lektion verstehen, sondern dass die gewonnenen Erkenntnisse einem großen Personenkreis zugänglich gemacht werden. Dabei sollte beachtet werden, dass durch die bloße Änderung der Handlungsanweisung die zugrunde liegende Lektion nicht vermittelt wird.
Des Weiteren sollten wir beachten, dass wir die Mitglieder der Organisation nicht mit zu vielen Lektionen überhäufen! Deshalb müssen wir uns nur auf die wesentlichsten Lektionen konzentrieren. Wenn die Lektion anderen Mitarbeitern vermittelt wird, empfiehlt es sich, nur die Zusammenfassung des Ereignisses und die wichtigsten logischen Argumente zu präsentieren, die das alte (fehlerhafte) Paradigma identifiziert und die Richtung zum neuen (angepassten) Paradigma gezeigt haben.
In der Praxis hat sich eine fokussierte Datenbank bewährt, die die Kurzbeschreibungen der wichtigsten Lektionen enthält und für alle Mitarbeiter offen zugänglich ist und damit sicherstellt, dass allen Mitgliedern der Organisation, jetzt und in Zukunft, die gelernte Lektion bewusst ist. Der Zweck besteht darin, das neue Verständnis von Ursache-Wirkung in der Organisation zu verbreiten und eine Kultur des “schmerzfreien” Lernens zu schaffen.
Herzlichen Glückwunsch! Sie kennen nun alle Schritte des Lernprozesses und können sich nun auf die Suche nach fehlerhaften Paradigmen in Ihrem Unternehmen machen und so von Ihren Erfahrungen lernen. Etablieren Sie in Ihrem Unternehmen eine positive Fehlerkultur und schaffen Sie sich einen Wettbewerbsvorteil!
Zum Schluss noch einmal die wichtigsten Punkte kurz und knapp.
Zusammenfassung Elis „Learning from ONE event“ Methode:
- Fehler sind Chancen, unsere Paradigmen anzupassen.
- Ein unerwartetes Ereignis ist ein Signal, von dem wir eventuell etwas lernen können.
- Die Lücke zwischen Erwartungen und tatsächlichem Ergebnis stellt den Fokus des Lernens durch ein Ereignis dar.
- Ein Team, bestehend aus Betroffenen, aus intuitiven Menschen und aus Außenstehenden bildet eine gute Ausgangslage, um die verborgene Lektion zu finden.
- Die Suche nach Informationen sollte auf Hypothesen beruhen und der Notwendigkeit, diese entweder zu bestätigen oder zu entkräften.
- Die “operative Ursache”, d.h. die Fakten, die die “Lücke” hervorrufen, stellen nicht das Ende der Analyse dar, da sich hinter der operativen Ursache ein fehlerhaftes Paradigma befindet.
- Die Identifizierung des fehlerhaften Paradigmas sollte die Mission für den ersten Teil des Lern-Prozesses sein.
- Bei der Umformulierung des Paradigmas sollte man sorgfältig darauf achten, nicht einfach das Gegenteil zu übernehmen.
- Eine weitere große Herausforderung besteht darin, das neue Paradigma so gut wie möglich zu verallgemeinern, um dem breiteren Aspekt des neuen Verständnisses gerecht zu werden.
- Die Änderung der Richtlinien und Verfahren reicht nicht aus, um die Lektion allen Mitgliedern der Organisation jetzt und in Zukunft zu vermitteln.
Ich wünsche Ihnen Viel Spaß und Erfolg beim Lernen. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit meinen Lesern in einem Kommentar teilen würden.