Gastbeitrag von Rudolf Burkhard
Wie kommt es, dass zwischen 25% und 50% der Leute angeben, am Job an Überforderung oder gar Burnout zu leiden?
Ausschlaggebender Faktor dazu sind nicht nur längere Arbeitszeiten, sondern auch die Tatsache, dass wir ununterbrochen über viele Stunden zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft behalten müssen.
Was uns dabei verlorengegangen ist, sind vor allem Endpunkte, Ziellinien und klare Grenzen. Sie wurden von der Technologie bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Unsere Arbeit folgt uns überallhin; unsere digitalen Geräte lassen uns keine Ruhe. Wie bei einem hartnäckigen Juckreiz können wir es nicht lassen, zu kratzen, obwohl dadurch unweigerlich alles schlimmer wird.
Seien Sie ehrlich: surfen Sie während Telefonkonferenzen (oder gar während Gesprächen mit nur einer Person) im Internet? Bringen Sie Ihren Laptop zu Meetings mit und geben dann vor, eifrig Notizen zu machen, während Sie in Wirklichkeit E-Mails beantworten? Essen Sie an Ihrem Schreibtisch zu Mittag? Nehmen Sie im Auto Anrufe an oder schicken gar gelegentlich eine SMS, obwohl Sie wissen, wie gefährlich das ist?
Im ersten Teil dieser Serie haben wir die häufigsten Symptome sowie die tatsächlichen Kosten des Burnouts für Ihr Unternehmen dargelegt. Nun wollen wir uns damit beschäftigen, wie Sie das richtige Arbeitsumfeld schaffen, um Burnout zu vermeiden – und Ihr Unternehmen allgemein zu stärken.
Wir haben auf diesem Blog bereits besprochen, dass Management-Aufmerksamkeit oft der Engpass, der einschränkende Faktor, des Unternehmens ist. Es lohnt sich, diesen Beitrag im Hinblick auf Manager-Burnout noch einmal durchzulesen, denn er verdeutlicht nicht nur, welche Folgen fehlender Management-Fokus für den Erfolg des Unternehmens haben kann, sondern bietet auch einige hilfreiche Ansätze, ein produktiveres Arbeitsumfeld zu schaffen.
Burnout-Prävention ist in der Wirtschaft mithin ein heikles Thema. Zwar ist den meisten Unternehmen zumindest abstrakt klar, dass chronisch überforderte Führungskräfte nicht die stabilsten „Bausteine“ einer langfristig erfolgreichen Strategie sein können. Geht es aber um konkrete Vorbeugung, schrecken viele vor den vermeintlichen Kosten zurück. Maßnahmen wie eine ausgeglichene Work-Life-Balance und/oder zusätzliche Einstellungen schlagen sich zwangsläufig auf die Profite nieder.
Hier spiegelt sich auch eine althergebrachte Einstellung wieder: nur ein ständig beschäftigter Mitarbeiter ist ein produktiver Mitarbeiter. In anderen Worten: eine Führungskraft, die nicht leicht überlastet ist, arbeitet nicht hart genug. Zudem schwingt ein gewisser Stolz darin mit, sich „voll für seinen Arbeitgeber einzusetzen.“ Entsprechend werden allemal oberflächliche Maßnahmen wie Seminare oder Coaching angeboten, um die Belastbarkeit der Mitarbeiter zu erhöhen und so Burnout-Symptomen vorzubeugen. Diese ähneln sich meist über Branchen und Unternehmensarten hinweg:
Auch dieses Problem kennen Sie wahrscheinlich aus eigener Erfahrung: Sie sind für etwas verantwortlich, Sie haben diese Verantwortung auch gern übernommen; aber: immer wieder stoßen Sie auf Situationen, in denen Ihnen die Befugnis fehlt, genau das zu tun, was Sie jetzt tun müssen, um Ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Zusammenhang zwischen Burnout-Belastungsfaktoren und anderen Schwierigkeiten des Unternehmens
Als ich daran ging, meine große Sammlung der betrieblichen Belastungsfaktoren zu konsolidieren (siehe hier), wuchs mein Erstaunen: Die BurnOut-Belastungsfaktoren sind typische Symptome eines Unternehmens, dass sich in Schwierigkeiten befindet. Da ich nicht an Zufälle glaube, muss ich einen Zusammenhang vermuten. Dazu einige Beispiele …