Warum systematische Veränderungen ganzheitliches Denken erfordern.
Gastbeitrag von Rudolf Burkhard
Sicher haben Sie schon mal den Spruch gehört, „Wie kriegt man eine Herde Elefanten durch ein Tor? Einen nach dem anderen.“ Oder anders ausgedrückt: große Ziele kann man durch lauter kleine Schritte erreichen.
Für manche Situationen mag das ein guter Ratschlag sein. Doch zur Verbesserung eines Systems wie das Ihres Unternehmens, Ihrer Lieferkette oder Ihrer Produktion ist es überhaupt nicht hilfreich.
Ihr Unternehmen hat mit den meisten Unternehmen drei (3) Charakteristiken gemein:
1. Alle durchsatzerzeugenden Maßnahmen, die in Ihrem Unternehmen stattfinden, sind voneinander abhängig (um den Durchsatz zu erzeugen) UND …
Wahre Veränderung verlangt radikales Umdenken
Veränderungsprojekte sind in den meisten Unternehmen ein Dauerzustand: ständig wird irgendwo verbessert und optimiert. Doch oft bringen sie weniger als erwartet oder überhaupt keine Verbesserung. Sie führen allemal zu verschwendeten Ressourcen wie Geld, Zeit und Managementaufmerksamkeit; sie frustrieren zudem Mitarbeiter, die das Gefühl haben, mehr Arbeit aufgehalst zu bekommen, ohne jegliches Resultat vorweisen zu können. Entsprechend gering der Enthusiasmus, wenn gleich die nächste Initiative angekündigt wird.
Gastbeitrag von Rudolf Burkhard und Hannah Nowak
Bullshit Jobs ist der Titel eines aktuellen Buchs von David Graeber1. Darin schreibt er, “Es ist, als würde sich irgendjemand sinnlose Tätigkeiten ausdenken, nur damit wir alle ständig arbeiten“.… “Im Kapitalismus sollte genau das eigentlich nicht eintreten.”2
Graeber benutzt den PPI-Skandal in Großbritannien als Beispiel, wie Bullshit Jobs geschaffen werden. Zitat aus dem Buch:
Der Skandal mit Restschuldversicherungen (PPI-Skandal) brach in Großbritannien 2006 aus, als sich herausstellte, dass zahlreiche Banken ihren Kunden unerwünschte und häufig höchst nachteilige Versicherungspolicen angedreht hatten. Gerichte entschieden, dass ein großer Teil des Geldes zurückgegeben werden musste, und die Folge war eine ganz neue Branche, die sich rund um die Befriedigung solcher Zahlungsansprüche organisierte. Wie Elliot berichtet, ließen sich zumindest manche von denen, die entsprechende Ansprüche bearbeiten sollten, absichtlich Zeit, um den Vertrag so gut wie möglich auszuschlachten.
[…] „Wir verdienen Geld, indem wir eine undichte Rohrleitung betrieben – bringt man also die Rohrleitung in Ordnung oder lässt man sie weiterhin undicht sein?“3
Wie die richtigen Informationen Ihr Unternehmen voranbringen
Wir haben in diesem Blog schon mehrmals angesprochen, dass kostenbasierte Modelle für Ihr Unternehmen meist kontraproduktiv sind – so etwa in diesem ausführlichen Fünfteiler. Ein zu enger Blick auf kurzfristige Einsparungen führt allzu oft zu negativen Konsequenzen in der Zukunft. Um nur einige Beispiele zu nennen:
- Günstigere Materialien führen zwar zu niedrigeren Stückkosten, doch leidet die Qualität Ihrer Waren, sodass die Kunden Ihnen früher oder später abwandern.
- Ähnliche Probleme können entstehen, wenn Sie sich für den günstigsten Lieferanten entscheiden: verspätete Lieferungen beeinträchtigen Ihre Terminzusagen oder führen zu (kostspieligen) Überstunden oder Eilaufträgen.
- Größere Losgrößen mögen zwar wiederholtes Rüsten vermeiden, doch haben Sie anschließend Ihre Lager voller Waren, die niemand braucht und die anschließend oft zu Schleuderpreisen abgesetzt werden.
- Gleichzeitig kann dadurch anderen Aufträgen, die tatsächlich auf Nachfrage basieren, das Material fehlen – so gehen Ihnen kostbare Kunden verloren.
Entscheidender Wettbewerbsvorteil gegen chronisches Feuerlöschen
In fast allen Unternehmen, die ich bei meiner Arbeit besuche, kann ich immer wieder feststellen: der begrenzende Faktor für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens ist Management-Aufmerksamkeit. Der größte Teil der Management-Aufmerksamkeit wird verschwendet durch
- strategische Fehlentscheidungen (Outsourcing, Investitionen, Produktmix).
- Ziele und Kennzahlen für Subsysteme, die nicht in Übereinstimmung mit den Zielen des Unternehmens sind, und dadurch zu Handlungen führen, die dem Unternehmen schaden.
- Multitasking im Management – sowie Führungskräfte mit Multitasking beginnen, starten sie einen immer größer werdenden Teufelskreis.
- Chronische Konflikte, die aus den Fehlentscheidungen, den Zielen der Subsysteme und dem Multitasking im Management resultieren. Dadurch entstehen mehr und mehr Aufgaben, Projekte und Initiativen mit faulen Kompromissen, die den Teufelskreis weiter anfeuern sowie Motivation und Zusammenarbeit zerstören.
- Der größte / zentrale Konflikt besteht darin, dass Kompromisse hinsichtlich der Leistung für die Kunden gemacht werden. Das Unternehmen bietet ihnen Leistungen, die NICHT die entscheidenden Kundenbedürfnisse befriedigen, so dass es sich in einem roten Ozean befindet, in dem es mit dem Wettbewerb kämpft – hauptsächlich unter Nutzung von Methoden, durch die sich die Marktteilnehmer gegenseitig verletzen (insbesondere beim Preis).
- Solange das Unternehmen im roten Ozean schwimmt, sind Kostensenkungsmaßnahmen erforderlich (um überhaupt noch etwas zu verdienen an den unter Preisdruck befindlichen Produkten).
Wie aber kann man aus dieser Situation herauskommen?