Der vorherige Beitrag legte im Groben dar, wie Sie eine robuste Strategie erarbeiten und in die Praxis umsetzen können (die Taktik). Im Folgenden werden einige Punkte hervorgehoben, die besondere Beachtung verdienen.
Kommunikation muss sein
Damit eine Strategie wirklich erfolgreich ist, muss jeder im Unternehmen mithelfen. Doch das funktioniert nur, wenn alle überhaupt erst Bescheid wissen. Jeder Bereich, jeder einzelne Mitarbeiter sollte wissen, was die Strategie für sie oder ihn bedeutet und wie genau seine Arbeit dazu beiträgt. Hier braucht es also klare und kohärente Kommunikation auf allen Ebenen.
Dabei helfen zum Beispiel Workshops, regelmäßige Updates über die verschiedenen Management-Ebenen, oder auch nur entsprechende Infotafeln, auf die sich die Mitarbeiter beziehen können. Dadurch hat nicht nur jeder die unternehmensweiten Ziele im Auge – es fördert auch den Zusammenhalt und die Kooperation zwischen den einzelnen Bereichen.
Interne Konflikte
In der Tat sind lokale Optima und interne Konflikte ein Problem, mit dem Strategieplanung oft zu kämpfen hat. Hat jede Abteilung eigene Ziele und Kennzahlen, an denen Leistung gemessen wird, kommen sie sich gerne gegenseitig in die Quere, anstatt gemeinsam zum Wohl des Unternehmens zusammenzuarbeiten. Dazu kommt häufig eine Art „Machtgefälle“, das diese Ressentiments weiter verschärft.
Ein Beispiel: Vertrieb oder Marketing sind weitgehend abhängig von der Produktion, denn sie können nur versprechen, verkaufen oder anbieten, was auch hergestellt werden kann. Die Produktionsabteilung empfindet allerdings keine derartige Abhängigkeit vom Vertrieb – im Gegenteil, hier besteht oft der Eindruck, dass dem Kunden vom Vertrieb Unmögliches versprochen wird, was letztendlich die Produktion liefern – also „ausbaden“ – muss. Durch diese gefühlte einseitige Abhängigkeit entsteht leicht ein feindseliges Verhältnis zwischen beiden Abteilungen – eine denkbar schlechte Voraussetzung für fruchtbare Zusammenarbeit.
Dabei sollte es offensichtlich sein, dass alle Abteilungen an einem Strick ziehen: jedem Mitarbeiter ist am Überleben des Unternehmens (und somit seines Arbeitsplatzes) gelegen. Es gilt also, diese gemeinsamen Ziele für alle klar zu erarbeiten und die internen Konflikte zu beseitigen. Dabei helfen Ihnen Tools wie die Konfliktwolke, die dazu dient, den Kernkonflikt zu identifizieren und zu entfernen und anschließend eine für alle zufriedenstellende Lösung (Win-Win) zu erarbeiten.
Unangemessene Kennzahlen
Oft werden intern Verhaltensweisen belohnt, die den langfristigen Zielen des Unternehmens entgegengesetzt sind. Dies findet man zum Beispiel bei Projekten, wo Mitarbeiter daran gemessen werden, ob sie Liefertermine einhalten können – die ihrerseits meist auf ihren eigenen Zeitschätzungen beruhen. Das führt unweigerlich dazu, dass jeder Mitarbeiter eine Schätzung abgibt, die er ganz sicher einhalten kann: die Projektdauer ist nun schon im Plan viel länger als nötig.
Hier ist also Umdenken gefragt. Alle Kennzahlen und Belohnungsmechanismen müssen auf die langfristigen Ziele des Unternehmens ausgerichtet sein. Dabei können durchaus lokale Kennzahlen erarbeitet werden. Nur sollten Sie darauf achten, dass diese nicht im Widerspruch zu bereichsübergreifenden Zielen stehen und so den Fortschritt des Unternehmens behindern.
Kontrolle und Flexibilität
Wurden adäquate Prozesse eingeführt, müssen diese natürlich auch befolgt werden. Rigorose Kontroll- und Feedbackmechanismen sind also gefragt. Haben Sie messbare Ziele gesteckt, sind diese mit der entsprechenden Software einfach zu überwachen und zu kommunizieren. Nutzen Sie diese Möglichkeit und bieten Sie am besten tägliche Updates über Fortschritte. So wissen die Mitarbeiter jederzeit, woran sie sind. Zudem kann das Unternehmen bei unerwarteten Problemen schnell und agil reagieren.
Doch nicht nur das – auch Analyse und Marktrecherche sind ein fortlaufender Prozess! Die Umstände ändern sich, der Markt wie auch das eigene Unternehmen entwickeln sich ständig weiter. Daher ist es wichtig, dass ein nie endender Feedback-Kreis Teil der Strategieplanung ist. Das Unternehmen muss flexibel genug sein, seine Strategien wenn nötig anzupassen.
Eins ist sicher: auch das erfolgreichste Unternehmen darf sich zu keinem Zeitpunkt auf seinen Lorbeeren ausruhen. Es muss sich ständig weiterentwickeln, wenn es langfristig relevant bleiben möchte.
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Quelle: Marjorie J. Cooper, „Traditional Strategy Models and Theory of Constraints” aus dem Buch Cox III, James F., und Schleier Jr., John G., Hgg. Theory of Constraints Handbook. New York: The McGraw-Hill Companies Inc., 2010. S. 501-514