Spätere Investitionen – mit bestmöglicher Wirkung
Wir kennen bereits die drei ersten Fokus-Schritte der Theory of Constraints (TOC):
1. Identifiziere den Engpass
2. Entscheide, wie der Engpass optimal genutzt werden soll
3. Ordne alles andere dieser Entscheidung unter
Wussten Sie, dass die drei Schritte auch unnötige Investitionen verhindern können?
Die optimale Auslastung Ihres Engpasses führt zu erhöhten Kapazitäten, wodurch geplante Kapazitätserweiterungsprojekte verschoben werden können. Zusätzlich erlaubt die korrekte Identifizierung des Engpasses, alle Investitionsprojekte darauf auszurichten, dass sie entweder den Engpass optimal ausnutzen oder andere Ressourcen dem Engpass unterordnen. So erzielen Sie die größtmögliche Wirkung wenn der Zeitpunkt erreicht ist, wo Sie investieren müssen.
Dies ist ein wichtiger Punkt in Goldratts Roman „Das Ziel“: Alex Rogos Firma investiert eine große Summe in Roboter, die zwar die Produktivität der Abteilung, in der sie eingesetzt werden, um 36% erhöhen, auf die Gesamtleistung des Unternehmens jedoch keinerlei Wirkung haben. Sie reduzieren auch nicht die Betriebskosten, erhöhen nicht die Liefermengen und verringern nicht die Bestände.
Der Leser erkennt also sofort, dass die Roboter keine gute Investition waren; die Produktivität des Unternehmens verbesserte sich nicht, die Investition ergab keine Rendite (ROI). Wir kennen natürlich auch den Grund: die Roboter trugen nichts dazu bei, den Engpass auszunutzen. Alex Rogo weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal, was der Engpass des Unternehmens ist.
Leider kommt dies immer wieder vor. Selbst nachdem der Engpass korrekt identifiziert wurde, muss Sorge getragen werden, dass er optimal ausgenutzt wird, bevor Anlageentscheidungen getroffen werden.
Haben Sie die drei ersten Schritte der TOC durchgeführt, werden Sie möglicherweise feststellen, dass Ihr Engpass sich verschiebt. So widerfuhr es ja auch Alex Rogo. Nachdem seine Firma Unico die NXC-10 voll ausnutzte, eröffnete sich ein neuer Engpass: der Markt.
In diesem Fall können Investitionen weiter hinausgezögert werden, während der neue Engpass ausgenutzt und ihm alles untergeordnet wird. Bald lassen sich auch diese Verbesserungen im Unternehmen spüren.
Als Beispiel sei ein Lebensmittelladen genannt, bei dem die Zahlungsabwicklung als Engpass identifiziert wurde. Das Unternehmen investierte sofort in neue Selbstbedienungskassen, um den Kundenverkehr durch den Zahlungsprozess zu beschleunigen. Jedoch war zu dem Zeitpunkt der Engpass noch gar nicht voll ausgenutzt worden.
Zu Spitzenzeiten wurden viele der Kassen gar nicht genutzt. Einige warteten auf Reparatur. In einigen Fällen fehlte korrekt ausgebildetes Personal. Bevor also in neue Zahlungssysteme investiert wurde, hätten Maßnahmen zur optimalen Ausnutzung des Engpasses ergriffen werden können.
Solche Maßnahmen zur optimalen Ausnutzung hätten im vorliegenden Beispiel sein können:
- das gesamte Personal an den Kassen ausbilden
- die Besetzung der Kassen zu Spitzenzeiten zur Priorität machen (indem Regalbestückung und andere Vorbereitungen unterbrochen werden);
- die Personalplanung ändern und kürzere Schichten einführen, so dass zu Spitzenzeiten mehr Personal zur Verfügung stand;
- oder auch den Support-Vertrag mit dem EPOS-Systemanbieter neu verhandeln.
Wären diese Maßnahmen umgesetzt worden, wäre der Investitionsbedarf in ein neues Kassensystem entfallen, da sich der Engpass verschoben hätte. Hätte das Unternehmen Schritt drei und vier der 5-Fokus-Schritte vor jeglichen Anlageentscheidungen durchgeführt, hätte es bedeutende Einsparungen machen können.
Der heutige Markt, in dem die Banken nach der Finanzkrise ihre Kreditvergaben sehr stark einschränken, bietet damit nur noch einen weiteren überzeugenden Grund, den Engpass optimal auszunutzen, bevor Investitionen in Angriff genommen werden.
- Kapitalausgaben werden erst später fällig;
- wenn sie kommen, dann mit einer sicheren Auswirkung auf Leistungsfähigkeit und Rentabilität – und einer entsprechend optimierten ROI-Periode.