
Jedes Unternehmen wünscht sich hoch motivierte Mitarbeiter. Ohne sie kann ein Unternehmen nicht nachhaltig florieren. Es gibt sehr viele Methoden, um Mitarbeiter zu motivieren – intrinsische und extrinsische Methoden wie z.B. Belohnungssysteme, Erfolgsbeteiligung, Mitarbeiter Autonomie und Zielvereinbarungen, um nur einige zu nennen. Mein Kollege Christoph Lenhartz1 hält Mitarbeitermotivation für sehr einfach:
Mitarbeiter, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, die Teil eines sinnvollen Systems sind und die ein erfülltes Leben führen, sind von sich aus motiviert.
Die Aufgabe des Unternehmens ist es daher, seinen Mitarbeitern sinnvolle Arbeit, in einem sinnvollen System zu gewährleisten und sie dabei zu unterstützen, ein erfülltes Leben zu führen.
Beantworten Sie bitte für sich doch mal folgende Fragen:
Sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden?
Sind Ihre Arbeitskollegen mit ihrer Arbeit zufrieden?
Die wenigsten Menschen beantworten diese zwei Fragen mit einem klaren „Ja“.
Versuchen Sie nun folgende Fragen zu beantworten:
(1) Welchen Nutzen stiftet mein Unternehmen?
(2) Welchen Nutzen stiftet meine Arbeit?
Ein Mitarbeiter der Deutschen Telekom könnte die Fragen wie folgt beantworten:
(1) Das Unternehmen erzielt einen Gewinn, in dem es Internet- und Telefonanschlüsse verkauft.
(2) Ich verdiene Geld, in dem ich für mein Unternehmen Internet- und Telefonanschlüsse verkaufe.
Aber ist das wirklich der Nutzen, den das Unternehmen und der Mitarbeiter stiftet?
Wie wäre es mit folgenden Antworten:
(1) Das Unternehmen gewährleistet eine einfache, kostengünstige Kommunikation und einen Informationsaustausch zwischen Menschen und Organisationen.
(2) Durch meine Arbeit können Menschen und Organisationen kostengünstig kommunizieren und Informationen austauschen.
Viele Menschen verdienen ausreichend Geld, um ihre Existenz zu sichern. Aber ihnen ist der Nutzen, den sie und ihr Unternehmen für die Gesellschaft stiften, nicht bewusst und – damit auch nicht der Sinn, der ihr Leben erfüllt.
Das Gefühl, gebraucht zu werden, ist für viele Menschen (die über eine gesicherte Existenz verfügen) motivierender als Geld. Deshalb engagieren sich Millionen Menschen in gemeinnützigen Organisationen, ohne dafür finanziell entschädigt zu werden.
Wenn Unternehmen sich auf den Nutzen für die Gesellschaft statt auf den Gewinn fokussieren, und das auch klar kommunizieren und vorleben, führt dies zu hoch motivierten Mitarbeitern.
Christoph Lenhartz ist davon überzeugt, dass Menschen in ihrem Leben Sinn finden können: durch Arbeit, die ihnen erlaubt, ihre Kreativität und Einzigartigkeit zum Nutzen anderer einzusetzen. So können sie der Welt etwas bieten und gleichzeitig davon lernen.
Die Mitarbeiter können aber ihr Potenzial nur voll ausschöpfen, wenn sie in einem sinnvollen System arbeiten.
Um ein sinnvolles System zu gestalten, ist es Aufgabe der Führung, folgende vier Hindernisse zu beseitigen:
- Zugrundeliegende Ursachen für Probleme finden und beseitigen (anstatt Probleme zu ignorieren oder zu umgehen)
- Harmonische Systeme (Arbeitsbedingungen) schaffen
- Konflikte beseitigen und verhindern
- Bedeutende Verbesserung ermöglichen
Außerdem sollten Führungskräfte Sinnerschaffung Einzelner unterstützen, selbst mit gutem Beispiel vorangehen und nach einem erfüllten Leben streben.
Eli Goldratt, der Begründer der Theory of Constraints (TOC), hat verschiedene Engines of Disharmony in Unternehmen identifiziert, die das Unternehmen und seine Mitarbeiter daran hindern, ihr volles Potenzial zu entfalten. Durch verschiedene Werkzeuge kann die Harmonie im Unternehmen und zwischen den Mitarbeitern wieder hergestellt werden. In der Blogserie „Engines of (Dis) Harmony“ habe ich die Engines und den Prozess bereits näher erläutert.
Es gibt aber auch noch eine Reihe weiterer Werkzeuge, um sinnvolle Systeme zu schaffen, die ich bereits in anderen Blogbeiträgen ausführlich erklärt habe (siehe weiterführende Links).
- Konflikte beseitigen und vermeiden
- Eine harmonische Zukunft schaffen und erzielen
- Quantensprünge in der Performance erzielen
- Herde der Disharmonie beseitigen und vermeiden
- Nachhaltig florierende Unternehmen schaffen
Prozess “Standing on the Shoulders of Giants”:
- Sag niemals, “ich kenne mich aus”
- Quantensprünge in “Erkenntnis und Wissen”
- Durch unbekannte Gewässer steuern
- Lösungen verbessern
- Widerstand gegen Veränderungen durch Engagement ersetzen
Die ersten zwei Punkte, (1) sinnvolle Arbeit gewährleisten und (2) sinnvolles System gewährleisten, kann das Unternehmen direkt beeinflussen. Schwieriger gestaltet sich dies mit dem dritten Punkt (3): Mitarbeiter dabei unterstützen, ein erfülltes Leben zu führen.
Laut Viktor Frankl2 führen die wenigsten Menschen ein erfülltes Leben:
„Nachdem ein Mensch nicht mehr um seine bloße Existenz kämpfen muss, stellt er sich die Frage: worin besteht meine Existenz? Sehr viele Menschen haben eine gesicherte Existenz (have means to live) aber leben kein erfülltes Leben (do not have meaning to live).“
Aber was bedeutet eigentlich „ein erfülltes Leben“? Dies erfahren Sie im zweiten Teil dieser Blogserie.
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1: https://vistem.eu/trainer/christoph-lenhartz/und https://www.xing.com/profile/Christoph_Lenhartz?sc_o=da980_e
2: https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl