
Raus aus dem „alten Trott“
Gastbeitrag von Claudia Simon
Alteingesessene Verhaltensweisen aufzugeben ist einer der schwierigsten Aspekte grundlegender Veränderung. Neben den Veränderungsschritten auf der operativen und persönlichen Ebene braucht es üblicherweise einen strategischen Prozess, der die einzelnen Veränderungsschritte festlegt (wo wollen wir hin, wofür brauchen wir diese Veränderung) und die Taktik definiert (wie machen wir es genau und welche Wirkungen erwarten wir). In unserer Praxis hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
1. Das Unternehmen entwickelt (ggf. mit externer Unterstützung) einen sogenannten Masterplan.
2. Dieser Masterplan wird im Top-Management und im mittleren Management geprüft und „geknetet“ (Haben wir an alles gedacht? Gibt es negative Auswirkungen, für die wir eine gute Lösung brauchen? Etc.)
3. Schritt für Schritt-Umsetzung. Dabei wird immer wieder geprüft: Haben wir auch alles gemacht, was wir vereinbart haben und hat sich die erwartete Wirkung ergeben. Wenn nicht, warum nicht?
Mit dieser Methode hat das Unternehmen den Fokus auf die Umsetzung. Wichtig ist, dass möglichst immer nur ein Schritt aktiv ist. Daneben gibt es aber auch auf operativer Ebene noch einiges zu tun, was ebenfalls in den Masterplan aufgenommen werden sollte:
Prozesse anpassen
Es lohnt sich, die internen Prozesse so anzupassen, dass unerwünschte und noch gewohnte Verhaltensweisen schwieriger oder umständlicher werden und die Neuen sich regelrecht aufdrängen. Ein Beispiel aus dem privaten Bereich: Liegt die Sporttasche sozusagen vor die Haustür, muss man sie morgens aus dem Weg räumen, um das Haus zu verlassen. Haben wir sie erst einmal in der Hand, fällt der Gang ins Fitness-Studio leichter – als wenn man erst mühsam alles zusammensuchen hätte müssen. Ähnlich verfällt auch ein Mitarbeiter im Unternehmen durch solche „Stolpersteine“ – ob real oder virtuell – nicht vollautomatisch in den alten Trott, sondern wird an die Veränderung erinnert und daran, dass von ihm Neues erwartet wird.
Für die erfolgreiche Umsetzung des Change muss jeder im Unternehmen mithelfen und mitmachen. Doch das kann nur funktionieren, wenn alle nötigen Informationen jederzeit zur Verfügung stehen.
Regelmäßige Kommunikation
Jeder Bereich, jeder einzelne Mitarbeiter sollte wissen, was die Änderung für ihn bedeutet, was von ihm verlangt wird und wie genau seine Arbeit zur Veränderung beiträgt. Klare und kohärente Kommunikation auf allen Ebenen ist also unerlässlich. Hier gilt die Regel: Lieber zu viel Kommunikation als zu wenig! Updates und auch Fortschritte („wir haben einen weiteren Schritt abgehakt“) können über interne Newsletter, das Intranet oder Pinnwände erfolgen, aber auch über regelmäßige Versammlungen oder Workshops. Dies bietet wiederum eine Gelegenheit, Feedback und Verbesserungsvorschläge „von der Front“ einzuholen und zu besprechen. Bewährt hat sich auch gemeinsames „Feiern“. Wenn Sie eine starke Wirkung/Veränderung erzielt haben (z. B. deutlich weniger Multitasking), feiern Sie das mit dem gesamten Team. Das schweißt nicht nur zusammen, sondern gibt auch Energie, die nächste Veränderung kraftvoll anzugehen.
Erwartete Wirkung und Feedback
Wurde die Strategie erreicht? Haben wir dabei die besprochene Taktik durchgeführt? Wo besteht eine Lücke? Haben wir alles getan, wie wir es beschrieben hatten? Wenn ja, warum ist der Effekt nicht eingetreten? Wenn nein, dann tun wir es jetzt und schauen, ob dann die erwartete Wirkung kommt. Aber: Nach der Veränderung ist vor der Veränderung. Denn der Markt wie auch das eigene Unternehmen sind im ständigen Wandel.
Die Erfahrung hat gezeigt: Für jede Veränderungsmaßnahme oder -initiative sollten die erwarteten Wirkungen klar definiert sein, um (a) gemeinsam zu fokussieren und (b) anschließend erkennen zu können, ob die der Veränderungsinitiative zugrunde liegenden Annahmen mit der Realität überstimmen. So entsteht ein lebendiger Lern- und Weiterentwicklungsprozess.
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Claudia Simon ist Geschäftsführerin der VISTEM GmbH & Co. KG. Gemeinsam mit einem Expertenteam berät und begleitet sie nationale und internationale Unternehmen in ihrer Wachstumsentwicklung. Das Ziel: Ein florierendes Unternehmen und nachhaltiger Erfolg. Der Weg: Potentialerschließung durch konsequente Umsetzung der engpassorientierten Unternehmensführung. Innovative Methoden rund um Strategieentwicklung und Ressourcenmanagement stehen dabei im Mittelpunkt.