Wie erreichen wir, dass im Unternehmen alle am gleichen Strang ziehen?
In den meisten Unternehmen wird Leistung sehr lokal bewertet: Performance-Statistiken werden pro Team oder Bereich erhoben und kontrolliert, anstatt bereichsübergreifend. Dies führt zu unnötigen Spannungen im Unternehmen. Außerdem, so lehrt uns das Critical Chain Projektmanagement (CCPM), dauern dadurch Projekte erst im Plan und dann in der Umsetzung übermäßig lange. Es braucht also eine ganzheitlichere Vision.
Wir haben bereits gesehen, dass es unerlässlich ist, einen Gesamtüberblick zu haben, um den Engpass korrekt zu identifizieren und – gemäß der Theory of Constraints (TOC) – Trägheit zu vermeiden. Dies trifft ebenso zu, wenn wir die TOC mit Hilfe von CCPM auf Projekte anwenden.
Erstens nämlich können wir damit die Einplanung individueller Sicherheiten unterbinden.
“Inseldenken” auf Team- oder Bereichsniveau führt unweigerlich dazu, dass jedem einzelnen Projektvorgang eine Sicherheitsreserve (‚Zeitpuffer‘) hinzugefügt wird. Jedes Team oder jeder Bereich will seine Termine einhalten und wird die nötigen Sicherheiten einplanen, um dies zu gewährleisten.
Wir wissen jedoch dank CCPM, dass diese Zeitpuffer aufgrund des Studentensyndroms und Parkinson’s Law schnell aufgebraucht sind.
Wenn wir hingegen die Zeitschätzungen der einzelnen Vorgänge kürzen und einen gebündelten Zeitpuffer ans Ende des Projekts setzen, können wir den jeweiligen Status des Projektes viel einfacher im Auge behalten.
In einer zweiten Phase können wir dank unserer ganzheitlichen Vision den Projektfortschritt am Verbrauch dieses Puffers ablesen. Dies muss vom Management regelmäßig kontrolliert und den Mitarbeitern kommuniziert werden. Wird der Projektpuffer übermäßig aufgebraucht, können sofort entsprechende Maßnahmen geplant und veranlasst werden.
Wie also bekommen wir nicht nur Manager, sondern alle Mitarbeiter dazu, ganzheitlich zu denken – das Unternehmen als ein Gesamtsystem zu sehen? Ich bin ein großer Anhänger visueller Kommunikation. CCPM bietet uns zahlreiche Werkzeuge, um Leistung darzustellen: Fieber-Charts, priorisierte Tasklisten, das Rhythm Wheel (Rhythmusrad)…
Setzen Sie Mittel ein, die Sie sowieso schon nutzen und vor allem, die in Ihrem Unternehmen funktionieren. Dabei ist die Kommunikation von Produktivität bei dieser Vorgehensweise zentral, doch bieten sich noch weitere Optionen. In einem Unternehmen, mit dem wir kürzlich zusammenarbeiteten, installierten wir in der Kantine ein Wanddisplay mit Profilen aller wichtigen Konkurrenten des Unternehmens. Jedes Profil enthielt Neuigkeiten, Informationen zur Performance und Absatzchancen in Bereichen, wo die beiden Unternehmen in direkter Konkurrenz standen.
Dies funktionierte hervorragend, um die Aufmerksamkeit der gesamten Belegschaft auf ihre wahren „Gegner“ zu fokussieren. Bei jeder Mahlzeit konnten sich die Mitarbeiter die Konkurrenz vor Augen führen und so auf externe Bedrohungen konzentrieren anstatt auf interne Konflikte oder Missstände.
Die Mitarbeiter fingen an, sich als ein Team zu verstehen: sie begannen, ganzheitlich zu denken. Hierzu gehören mehrere Elemente – interne Leistung muss natürlich ebenfalls kommuniziert werden, damit Mitarbeiter wissen, woran sie stehen und inwiefern die vorgenommenen Veränderungen die Leistungsfähigkeit bereits verbessert haben.
Veränderungen sind in jedem Unternehmen schwierig durchzusetzen; daher ist es wichtig, dass die daraus resultierenden, positiven Resultate sofort kommuniziert und die Erfolge der einzelnen Teams anerkannt werden. Auch hier kann visuelle Kommunikation effektiv eingesetzt werden.
Ich kann jedem Unternehmen nur empfehlen, sorgfältig über die verschiedenen Wege nachzudenken, wie diese ganzheitliche Vision wirksam vermittelt werden kann.