Grenzen sind überlebenswichtig. Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für jede Form der Gemeinschaft – ob Familie, Team, Unternehmen oder Land. Demzufolge haben sie natürlich auch im Projektmanagement ihre Daseins-berechtigung – vielleicht sogar mehr als das.
Weshalb Einkaufs-Rabatte negativ auf die gesamte Organisation wirken können und warum die Suche nach „noch feineren Messinstrumenten“ bei Kennzahlensystemen nicht zu den gewünschten Verbesserungen führt, das erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Es ist eigentlich nichts Besonderes und Alltag vieler Unternehmen: Der Einkauf hat die Vorgabe, billig einzukaufen. Was „billig“ konkret bedeutet, liegt natürlich nicht im jeweils persönlichen Ermessen der Verantwortlichen, sondern dafür existiert eine Messgröße. Beispielsweise der auszuhandelnde Rabatt bei Lieferanten muss mindestens x Prozent betragen. Daran wird die mittlere Führungsebene im Einkauf gemessen und die Verantwortlichen setzen alles daran, dieser Performance-Kennzahl für ihren Bereich gerecht zu werden.
Veränderungsprozesse gestalten: Von Angst vor Reputationsschäden, von guten Absichten und dem Erkennen unerwünschter Auswirkungen
In Unternehmen etablierte Kennzahlen- und Steuerungssysteme sind oftmals die größten Hindernisse für den Unternehmenserfolg. Kennzahlen auf den Prüfstand stellen und das Kennzahlensystem radikal vereinfachen: Uwe Techt, Geschäftsführer von VISTEM, begleitet mittelständische Unternehmen und Konzerndivisionen dabei, hier in Zukunft radikal neue Wege zu gehen – und auf die Wirkweise eines Schritt-für-Schritt-Changeplans zu vertrauen.
Worin liegen, nach Ihrer Erfahrung, mögliche Gründe, weshalb in größeren Organisationen strategische Veränderungen, trotz besseren Wissens, dennoch nicht angegangen werden?
Uwe Techt: Ich glaube, dies hängt fast immer mit Reputation bzw. der Angst vor Reputationsverlust zusammen. Stößt jemand einen Veränderungsprozess an und dieser misslingt, dann steht die Person deutlich mehr in der Wahrnehmung anderer – und ihrer Urteile – als wenn derjenige genau so weitergemacht hätte wie bisher. Auch wenn dieses „weiter wie bisher“, nicht besonders erfolgreich ist.
Eigentlich sollen Kennzahlen den Mitarbeitenden (Ziel-)Orientierung geben und den Führungsprozess entscheidend unterstützen.
Eigentlich. Doch allzu oft findet sich in Unternehmen ein regelrechter Dschungel widersprüchlichster Kennzahlen. Die Konsequenzen: Permanente Entscheidungs- und Handlungskonflikte, Projekte und Organisationen werden schwer steuerbar, Menschen resignieren und „brennen aus“.
Ein bisschen „hüh“ und außerdem ein bisschen „hott“, vor diese unmögliche Herausforderung stellen regelmäßig viele Organisationen ihre Mitarbeiter. Die Zutaten: die Vorgabe, widersprüchlichen Kennzahlen folgen zu müssen und gleichzeitig im Interesse des Unternehmens zu handeln. Bei diesem Mangel an Kohärenz bleibt das Wohl des Unternehmens und der Mitarbeiter zwangsläufig auf der Strecke.
Alptraum Projektarbeit?
Dass es Projekte geben kann, die nicht „nerven“, auch das haben viele vermutlich schon einmal erlebt. Nämlich dann, wenn ein Projekt höchste Priorität bekommt. Dann lässt jeder im Unternehmen ungefragt alles andere stehen und liegen und schenkt dem Projekt vollste Aufmerksamkeit. Dann ist es durchaus möglich, ein einzelnes Projekt in einem Bruchteil der üblichen Zeit (und weit unter Projektplan) zu verwirklichen. Und weshalb macht man es nicht immer so, stattet Projekte mit optimalen Ressourcen aus, macht unterbrechungsfreies, fokussiertes Arbeiten möglich, wenn man doch eigentlich weiß, wie es funktionieren kann?
Im ersten Teil meines Blogartikels hatte ich über eine Grundannahme geschrieben, die mir auf Unternehmensebene begegnete: „Menschen in Organisationen würden suboptimal arbeiten. Das Management müsse nun, unter Einsatz geeigneter Methoden dafür sorgen, dass die Mitarbeiter wieder optimaler arbeiten.“ Jedoch stellte ich dabei immer wieder fest: dass mit dieser Haltung (trotz Darstellung eindeutiger rationaler Ursache- und Wirkungszusammenhänge) die Begeisterung in der Umsetzung nicht besonders groß war.